Wer in der Automatisierungsbranche tätig ist, kennt die Situation wahrscheinlich nur zu gut: Hoher Kostendruck, große Auslastung durch andere Projekte und eigentlich gar keine Zeit, jede Idee bis ins kleinste Detail zu verfolgen und auszuarbeiten. Warum also nicht einfach auf die Expertise anderer Automatisierer zurückgreifen, am besten sogar einkaufen?
Die Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Anlagenbau kann zu effizienten, schnellen und kostengünstigen Lösungen führen - oder ist das nur Theorie? Um unsere Idee zu testen, zeigen wir anhand eines Projektes bei unserem Schwesterunternehmen KOCH Steuerungstechnik, wie eine einfache Automatisierungsaufgabe durch die Nutzung der Idee des kollaborativen Anlagenbaus innerhalb der Community gelöst wurde. Dabei haben wir den Weg gewählt, die Erfahrungen und das Wissen unserer Community in ein modulares Teilsystem einfließen zu lassen. Das Ziel war, Wissen auf faire Art zu teilen, Ressourcen zu sparen und eine höhere Qualität zu gewährleisten. Dieser Blogbeitrag beschreibt unsere positiven Erfahrungen mit dieser Zusammenarbeit und erläutert, wie AGERIS als Plattform für den modularen Anlagenbau genutzt werden kann.
Effiziente Lösungen unter Kostendruck
Eine unserer Projektanfragen forderte eine einfache Automatisierungsaufgabe: Ein Schubladenschrank sollte von einem Werker bestückt und auf der anderen Seite von einem Roboter entladen werden. Aufgrund des hohen Kostendrucks und der Tatsache, dass wir bereits voll ausgelastet waren, beschlossen wir, die Idee des kollaborativen Anlagenbaus einfach selbst auszuprobieren. Dazu wurde eine Anfrage an unser Netzwerk von Automatisierungsunternehmen im südwestdeutschen Raum gestellt, um nach Erfahrungsschätzen und bereits vorhandenen Lösungen in Form von Subsystemen zu suchen.
Überwältigendes Feedback
Die Resonanz darauf war überwältigend. Unter den substantiellen Rückmeldungen waren sowohl solche von Product Providern, die bereits Produkte im Bereich des Be- und Entladens von Maschinen entwickelt haben, als auch Anfragen von Unternehmen für eine spezifische Entwicklung - auch hier unter Berücksichtigung der Modularität und Skalierbarkeit.
Unsere Kriterien: Modularität und Erfahrung
Warum ist uns Modularität so wichtig? Die Modularität des Schubladenschranks ermöglicht eine einfache und flexible Anpassung an unterschiedliche Anforderungen und Arbeitsabläufe. Durch den modularen Aufbau können Schubladen einfach hinzugefügt, entfernt oder ihr Innenleben umgestaltet werden, um die Anzahl der Schubladen und die Art der Teileaufnahme einfach anzupassen. Dies erhöht die Flexibilität und ermöglicht eine effiziente Nutzung des Schranks für unterschiedliche Produktionsanforderungen.
Darüber hinaus erleichtert die Modularität die Skalierbarkeit des Systems. Wenn sich die Anforderungen ändern oder die Produktion ausgeweitet wird, können einfach zusätzliche Module hinzugefügt werden, um die Kapazität des Schubladenschranks zu erhöhen. Dies ermöglicht eine nahtlose Anpassung an das Wachstum und vermeidet die Notwendigkeit einer kompletten Neukonstruktion oder den Kauf eines größeren Systems.
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten konnte auf bereits bestehende Ideen und die Erfahrung von bereits entwickelten Produkten zurückgegriffen werden. So hatten wir schnell ein paar sehr ausgereifte Vorschläge auf dem Tisch.
Lernkurve im Anlagenbau erhöhen
Dieser Fall zeigt, wie die Zusammenarbeit im Anlagenbau dazu beitragen kann, die Lernkurve zu erhöhen und schneller qualitativ hochwertige Lösungen zu liefern. Bereits existierende Konzepte und Produkte können genutzt werden, anstatt jedes Mal Wissen aufzubauen und das Produkt neu zu entwickeln. Dies fördert den Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den Beteiligten und führt zu einer effizienteren Entwicklung.
Fairer Wissensaustausch und Wertschöpfung
In der Zusammenarbeit zwischen den Partnern ist uns ein fairer Wissensaustausch und eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung wichtig.
“[…] wenn man jedes Mal Wissen absaugt bei anderen und das Produkt dann doch selber baut, ist das kein faires Verteilen von Wissen. Für uns ist dieser Anwendungsfall ein Testfall gewesen für die modulare Plattform, die wir mit AGERIS aufbauen, dass eben Teilsysteme, die von anderen Experten bereitgestellt werden, der fairste Weg sind, um im Anlagenbau schneller zu sein, selber Ressourcen zu sparen und eine höhere Qualität zu liefern.” - Georg Schepers, Co-Founder von AGERIS
Der Produktgeber baut das Produkt als standardisiertes Teilprodukt und verkauft es an den Produktnehmer, der es integriert. Der Endkunde profitiert von der Qualität und Kostenersparnis durch standardisierte Lösungen.
Über das Vehikel der standardisierten Teilprodukten kann der Produktgeber seine Erfahrung monetarisieren, während der Produktnehmer - in diesem Fall die KOCH Steuerungstechnik als Automatisierungsunternehmen - von der Erfahrung profitiert und das Produkt an den Endkunden weiterverkaufen kann.
Das Preisgefüge war in unserem Test war noch nicht optimal, wird sich jedoch mit zunehmender Nachfrage nach Teilprodukten und sinkenden Stückkosten verbessern.
Ausblick und zukünftige Zusammenarbeit
Dieses Fallbeispiel zeigt, wie der modulare Anlagenbau und die Zusammenarbeit zwischen Automatisierungsexperten funktionieren kann. Durch die Nutzung des AGERIS-Netzwerks können Unternehmen ihre Entwicklungs-, Konzeptions- und Fertigungskapazitäten optimieren und von den Erfahrungen anderer profitieren. AGERIS als Community fördert den gegenseitigen Austausch und die Zusammenarbeit, um innovative und effiziente Lösungen zu finden. Da der Prozess des Anfragens und der Rückmeldungen per Email, jedoch ziemlich ineffizient ist, wollen wir mit AGERIS auch die Möglichkeit schaffen, diesen Schritt zu überspringen und direkt über die Webseite, bequem standardisierte und modulare Teilsysteme zu bestellen.
Schlussfolgerung
Die Zusammenarbeit im Anlagenbau zwischen verschiedenen Automatisierern bietet vielfältige Vorteile. Unser Beispiel zeigt, wie eine einfache Automatisierungsaufgabe durch die Nutzung von bereits vorhandenen Ideen und Produkten gelöst werden könnte. Durch den Austausch von Erfahrungen und standardisierten Teilprodukten können Ressourcen gespart, die Lernkurve erhöht und eine höhere Qualität geliefert werden. AGERIS als Plattform für den modularen Anlagenbau bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen, Kapazitäten zu teilen und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.
Besser werden – aber nur gemeinsam.